11. dbb bundesfrauenkongress: Gemeinsam stark!

dbb bundesfrauenkongress
Foto: Marco Urban
Die Frauenbeauftragte des VRB, Katja Maßenberg, die wiedergewählte Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, und die Geschäftsführerin des VRB, Diana Böttger, auf dem 11. dbb bundesfrauenkongress
Der 11. dbb bundesfrauenkongress am 8. und 9. Mai 2015 stand unter dem Motto „Erfolgsfaktor Zukunft: Frauen und Männer - gemeinsam stark!“. 370 Delegierte aus Mitgliedsgewerkschaften und Landesbünden des dbb waren nach Potsdam gekommen, um die Richtlinien der Frauenpolitik des gewerkschaftlichen Dachverbandes für die nächsten fünf Jahre festzulegen und eine neue Geschäftsführung zu wählen. Für den VRB nahmen die Frauenbeauftragte, Katja Maßenberg, und die Geschäftsführerin, Diana Böttger, als Delegierte teil.

Mit einem gemeinsamen Plädoyer für gleiche Einstiegs- und Aufstiegschancen von Frauen und Männern im Beruf eröffneten die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, und der dbb Bundesvorsitzende, Klaus Dauderstädt, den Kongress.

Das Solidaritätsprinzip sei nicht nur Grundlage jedes gewerkschaftlichen Wirkens, „es gehört auch in die Arbeitswelt als partnerschaftliches Miteinander“, sagte Wildfeuer. Die gezielte Karriereförderung, um mehr gut qualifizierte Frauen im öffentlichen Dienst in Führungspositionen zu bringen, sei eine vorrangige Aufgabe der Politik, so Helene Wildfeuer weiter. „Dabei muss der öffentliche Dienst mit gutem Beispiel vorangehen und darf nicht hinter den Regelungen für die Privatwirtschaft zurückstehen.“ Die kürzlich beschlossene Quote für Frauen in Führungspositionen begrüßte Wildfeuer: „Weil wir die vielen guten Frauen haben, haben wir die Quote verdient!“ Sie machte aber auch deutlich, dass die 30 Prozent weit unter den Erwartungen liegen würden. Trotzdem ändere auch diese Quote die Struktur- und Zahlenverhältnisse und stoße Veränderungen an. Unerlässlich sei es dafür aber, die Ausgestaltung von Führungspositionen an weibliche Erwerbsbiografien anzupassen. Auch Führungsaufgaben könnten in Teilzeit erbracht werden, so die Vorsitzende. Dem Vorurteil, dass Teilzeitarbeit nur Arbeit mit halber Kraft sei, begegnete sie entschieden. Darüber hinaus verlangte Wildfeuer, die bestehende Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern - im öffentlichen Dienst: acht Prozent - endlich zu schließen: „Deshalb fordern wir Gender Budgeting als Handlungsprinzip auch für die Staatsfinanzen einzuführen. Durch geschlechtergerechte Haushaltspläne kann sichergestellt werden, dass die finanziellen Mittel allen, Männern und Frauen, Jungen und Alten, gleichermaßen und bedarfsgerecht zu Gute kommen“, erklärte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung.

Auch Klaus Dauderstädt verwies auf die noch immer bestehenden Einkommensunterschiede. Das von der Bundesregierung geplante Entgeltgleichheitsgesetz könne nur einige Rahmenbedingungen ändern. „Was nicht gelöst wird, sind die eigentlichen Ursachen unterschiedlicher Bezahlung. So seien die Tarifparteien in der Pflicht, abweichende Bewertungen typischer Frauen- und Männerberufe innerhalb der Tätigkeitsmerkmale - wie etwa jetzt bei den Kitas - anzupacken. „Gravierender sind aber häufiger noch die Karriere-Brüche, die bei Frauen auftreten, wenn sie durch Kindererziehung oder Pflege genötigt sind, Pausen im Beruf einzulegen oder auf Teilzeit zu wechseln“, so der dbb Chef. „Wenn wir also über Vereinbarkeit von Familie und Beruf reden, dann ist das vor allem ein Thema, das Frauen betrifft, und das werden wir bei unseren Aktivitäten in der Demografie-Strategie der Bundesregierung nicht aus den Augen verlieren. Da gibt es von Führen in Teilzeit über Familienarbeitszeit bis zu Betriebskindergärten viel zu tun“, stelle Dauderstädt fest. Mit Blick auf die „Mütterrente“ bekräftigte der Bundesvorsitzende die dbb-Auffassung, dieses Thema sei nicht zu den Akten gelegt: „Was mit dem Rentenversicherungs-Leistungsverbesserungsgesetz für Tarifbeschäftigte eröffnet wurde, darf auch Beamtinnen und Beamten ernsthaft nicht verweigert werden.“

Staatssekretär Ralf Kleindiek (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) kündigte an, die Bundesregierung beabsichtige ein „Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit“ auf den Weg zu bringen. „Darin geht es sowohl um mehr Transparenz in den Lageberichten großer Kapitalgesellschaften, wie auch um einen individuellen Auskunftsanspruch für alle Beschäftigten und um die Einführung von Verfahren, nach denen die Unternehmen Entgeltdiskriminierung erkennen und beseitigen können. Hier wollen wir Regelungen für den öffentlichen Dienst mit einbeziehen“, versprach Kleindiek. Der Staatssekretär verkündete zudem, dass sein Ministerium das Vorhaben von Arbeitsministerin Andrea Nahles unterstütze, ein flexibles Rückkehrrecht aus Teilzeit- in Vollzeitbeschäftigung zu schaffen, das insbesondere die Einkommensmöglichkeiten und Karrierechancen von Frauen deutlich verbessern könne.

Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe (Bundesministerium des Innern) erkannte in ihrem Grußwort zwar an, dass sich in den vergangenen drei Jahrzehnten die Rollenbilder stark zu Gunsten einer Partnerschaftlichkeit verändert haben. „Dennoch ist es wichtig, dass der öffentliche Dienst in seiner Funktion als Taktgeber weiter lebendige Vorbilder schafft, an denen sich junge Frauen oder auch Migranten und Migrantinnen orientieren können“, appellierte Rogall-Grothe. Noch hinke auch der öffentliche Dienst seinen eigenen Ansprüchen hinterher und das dürfe nicht so bleiben: „Wir müssen uns um qualifizierte Frauen bemühen, sonst werden wir die Auswirkungen des demografischen Wandels ungebremst zu spüren bekommen“, warnte die Staatssekretärin.

Ein Impulsvortrag der Journalistin Bascha Mika und eine Podiumsdiskussion zum Tagungsmotto rundeten die öffentliche Veranstaltung ab.

Im Rahmen der anschließenden Arbeitstagung wählten die Delegierten turnusgemäß eine neue Geschäftsführung. Helene Wildfeuer (DSTG) wurde mit überwältigender Mehrheit für weitere fünf Jahre als Vorsitzende im Amt bestätigt. Stellvertretende Vorsitzende ist weiterhin Jutta Endrusch (VBE). Bei der Wahl der vier Beisitzerinnen wurden Astrid Hollmann (VRFF) und Elke Janßen (GdS) erneut gewählt. Milanie Hengst (DSTG) und Sabine Schumann (DPolG) gehören erstmals der Geschäftsführung an.

Im Weiteren erfolgten Beratungen und Beschlussfassungen über Entschließungen und Anträge im Plenum. Den größten Block der breiten Palette frauen-, gleichstellungs- und familienpolitischer Themen stellte die Forderung nach einer besseren Anrechnung von Kindererziehungszeiten dar, gefolgt von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aber auch die Steuerpolitik, das Gesundheitsmanagement und die Frage der Beurteilung waren neben vielen weiteren Themen Gegenstand der Abstimmungen.

Der 11. dbb bundesfrauenkongress machte in der Gesamtschau deutlich, dass die vermeintlichen Frauenthemen wie Gleichstellung der Geschlechter, Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder gleiche Teilhabe am Erwerbsleben keine Themen nur für Frauen sind, sondern dass die gesellschaftlichen Konzepte der Zukunft gemeinsam von Frauen und Männern entwickelt und gelebt werden müssen.

„Der Kongress hat zukunftsweisende Wege beschritten“, zeigten sich die Frauenbeauftragte des VRB, Katja Maßenberg und die Geschäftsführerin des VRB, Diana Böttger überzeugt und betonten: „Bei der partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit, bei der Karriereplanung bis hin zu flexiblen Ruhestandsregelung sowie bei der Bewertung von Erziehungs- und Pflegezeiten in der Altersversorgung müssen die Belange von Frauen und Männern gleichermaßen berücksichtigt werden. Dabei muss künftig das Miteinander der Geschlechter jeglicher Herkunft in den verschiedenen Lebensphasen im Mittelpunkt stehen. Im ersten Schritt gilt es, das bisher Vorangebrachte, wie die „Frauenquote“, mit Leben zu füllen, um die Zukunft gemeinsam gestalten zu können!“

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